Lyrik
Die folgenden selbstverfassten Texte und Gedichte reflektieren alle möglichen Aspekte des Selbst- und Naturerlebens und ich lade Sie herzlich dazu ein, etwas darin herum zu "blättern"...
In 12 Gedichtheftchen, nach Themenbereichen zusammengestellt, je 20 Seiten im DIN A6 - Taschenformat,
liegen zahlreiche Gedichte auch in Druckform vor und können hier bestellt werden (siehe "Angebote")!
Verspürt
Da kreuzte meinen Weg so eine zarte Spur,
ein Trippeln, angedeutet nur
im Schnee der letzten Nacht.
Und übte doch so eine Macht
aus über meinen festen Schritt,
verleitete und riss mich dazu mit
ihr immer weiter hinterher zu spüren -
wie überraschend gerne ließ ich mich entführen!
Verlor sie dann an einem klitzekleinen Loch
und trug sie im Geheimen doch
mit mir an all den letzten Tagen,
um immer wieder mich zu fragen:
Was läuft denn sonst noch alles hier,
rasch übergangen, leichthin übersehen?
Dem jetzt mit großen Augen nachzugehen
gönn ich mir!
Und jetzt?
Wie viele Schritte legte ich zurück,
um endlich hier an diesem Punkt zu stehen?
Wie viele Hürden nahm ich, Stück für Stück,
um endlich über sie hinaus zu gehen?
Wie hatte ich doch alles auf die eine Chance gesetzt –
und jetzt?
So viele Wünsche waren zu erfüllen,
um nun befreit davon zu sein.
So viele abgestreifte Hüllen,
nun ist die Luft um mich herum auf einmal rein.
So weit musste ich rennen, dass mich nichts mehr hetzt –
und jetzt?
Wie viele Tore stehen plötzlich offen,
an denen ich mir wunde Knöchel schlug?
Wie viele Fenster lassen weithin hoffen,
wo ich bis eben Augenklappen trug?
Wie fieberte ich dem Moment entgegen, bis zuletzt,
samt seiner ganzen Süße,
wollte genau hierher –
und jetzt
weiß ich nicht mehr,
wie man den einen dieser beiden Füße
vor den andern setzt.
Quo vadis?
(oder: Die furchtbare Sackgasse und der Weg des Staunens)
Oh
Oh Welt
Oh die Welt
Oh die Welt ist
Oh die Welt ist furchtbar!
Oh die Welt ist Die Welt ist furchtbar!
Oh die Welt Die ist furchtbar!
Oh Welt Ist furchtbar!
Oh Furchtbar!
Oh, kann ich dir helfen? !
Oh
Oh ich
Oh ich bin
Oh ich bin furchtbar!
Oh ich bin Ich bin furchtbar!
Oh ich Bin furchtbar!
Oh Furchtbar!
Oh, ich kann mir helfen!
Dankend erhalten
Einen Streich nur, zu vernichten
was Jahrtausende gebaren,
einen Halt nur, im Verzichten
Tausendfaches zu bewahren.
Einen Blick nur, es zu sehen,
für Momente es zu fassen,
einen Schritt, ihm im Umgehen
seine Möglichkeit zu lassen.
Ein behutsames Betrachten,
einmal dankend angenommen,
im Gewahrsein, Teilen, Achten
eine Welt geschenkt bekommen.
Anker
Ein Anker, prominent platziert
vor dem Museum maritimer Wichtigkeiten,
reichlich mit Orden dekoriert,
aus Möwenkot und Spuren der Gezeiten,
erzählte gern in strenger Stille:
eisern wär, in der Tat, sein Wille!
Im Festen lägen Halt und Gut -
wohl dem, der fest vor Anker ruht!
(Ach, würde nur mein Ego immer schlanker,
und ich zu einem unbeirrten Anker!)
So präsentiert er sich seit Jahr und Tag gekonnt
in seinem Kleid aus Rost,
doch manchmal schickt sein altes Schiff vom Horizont
ihm eine Flaschenpost.
Tropfensaat
Breitwürfig streut die Flut,
von Windeswillen angefacht,
sich übers Ufer hin
hat Tropfensaaten ausgebracht
in weitem Schwung
in denen Glanz und Licht
sich fängt und tausendfältig bricht
und niemals ruht
und doch sich fortpflanzt in
Erinnerung.
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Möglichkeiten,
zwischen den Zeilen, hinter den Seiten…
Kann keinen Frühling dir versprechen,
während rundum im Hagel die Zweige brechen.
Vermag dir kaum wärmende Worte zu spenden,
wo noch Blütenstände im Eise verenden.
Kann die kriechende Kälte dir schwerlich vertreiben,
wenn selbst Zugvögel nicht mehr im Lande bleiben.
Vermag wenig von offenen Wegen zu sehen,
da bereits unsre Spuren im Schneesturm verwehen.
…und doch, selbst wenn alle Meere zerrönnen –
ich glaube an Können!
Über die Schwelle
Nun will ich mich erneut zum Gehen wenden,
und will doch nicht.
Nun soll der Weg an dieser Stelle enden,
und soll’s doch nicht.
Nun können neue Wege sich erschließen,
und wissen nichts davon.
Nun haben alte Träume Raum zu sprießen,
und treiben schon davon.
Nun fühl ich mich befreit von schweren Lasten,
und finde mich zu leicht.
Nun möcht ich voller Mut nach vorne tasten,
und weiß nicht ob er reicht.
Nun breche ich in Unverhofftes auf,
und hoffe ungebrochen -
und meine Schritte nehmen ihren Lauf,
unausgesprochen.
Tränenlos
Wer tröstet all die Tränenlosen?
Wer gießt den Samen, der in dürrer Erde harrt?
Wen lockt der Duft vom Raureif überraschter Rosen?
Wer schmilzt das Eis, in dem ein Schmetterling erstarrt?
Worin soll der verwehte Samen sich gestalten?
Wohin im Frost der Rosenatem ziehn?
Der starre Schmetterling sich wie entfalten?
Der Tränenlosen Traurigkeit wodurch entfliehn?
Vielleicht, dass sich im Morgentau der Samen findet,
und dass vielleicht ein Sonnenstrahl die Knospe rührt.
Vielleicht, dass lauer Wind den Schmetterling entbindet,
und sich die Traurigkeit in einer Träne spürt.
Nein
Nein
blieb als letztes Wort in meinem Herzen liegen,
da alle Welt nach schweren Waffen rief,
den Tod mit Toten zu besiegen -
schwer wiegt dies Nein und wurzelt tief.
All meine Frühlingsfluten heuer ausgeblieben,
versickert durch die Risse meiner Zuversicht,
verdunstet in der rings entfachten Glut.
All meine zarten Wortschattierungen vertrieben
von Angriffslust und Heldenmut,
verschluckt im Trommelfeuerlicht.
Schon drohte selbst das Nein mir zu verstummen,
bis zur Erschöpfung flügelschwirrend angeschlagen
gegen die blinden Scheiben meines Ratlos-seins –
da weht vom Garten her ein reges Summen,
und durch die Wand ein Kindersingen
lässt totgeglaubte Worte auferklingen,
beginnt sie in mein Herz zurückzutragen,
und Summen, Singen, Wort sind eins –
Ja, eins!
Dem Wind hinterher
Heute Nacht ist im Westen der Wind ausgebrochen,
kam getrieben von jenseits der See,
reißt am Fenster und fährt mir durch Kleider und Knochen,
bringt ein Ahnen von Sonne und Schnee.
Und ich jage und johle dem Wind hinterher,
und ich kenne kein Ziel und kein Halten,
peitsche Gischt in die Wogen auf trotzigem Meer,
bin die eine von tausend Gewalten.
Bin ein Schwellen und Schwinden
und zerstiebe zu Schaum,
singe Lieder vom Suchen und Finden,
tauche tief in den niemals vollendeten Traum,
gehe auf in den tausend Gestalten.
Eine Weile
Wenn Rosen ihre Blätter in den Herbst entlassen,
und doch noch eine Weile blühen;
wenn Tage schon am Horizont verblassen,
und doch noch eine Weile glühen;
wenn Vogelschwingen auf dem Weg nach Süden winken,
und doch noch eine Weile kreisen;
wenn Blütenstände schwer zu Boden sinken,
und doch noch eine Weile in den Sommer weisen;
wenn Sturm zu wehen droht und doch nicht weht;
und eh er aufbrausend durch Wälder fegt
sich noch für eine Weile legt;
wenn alles gehen kann und doch nicht geht;
und eh es auseinandertreibt
noch eine Weile bleibt;
wenn keines muss und jedes kann
und, statt ins Soll zu eilen,
sich gönnt im Darf noch zu verweilen –
dann!
Pusteblume
Die Blume sprach zur Puste: Halt!
Mir wird mit dir etwas zu kalt!
Ich fühle mich noch gelb und steif,
so ganz und gar nicht für dich reif!
Verziehe dich doch in den Wald!
Ich komm dir hinterher, bis bald!
Die Puste trollte sich davon,
ein wenig eingeschnappt, das schon,
und war noch nicht zum Garten raus
da ging sie sich schon selber aus!
Der Wind, derweil, betrachtete all dies mit einem Lächeln,
und hub hauchzart, klammheimlich an zu fächeln…
Lichtung
Es lichtet sich, was mir so nah
und Heimat war und Hintergrund,
worin Geborgenheit geschah,
woraus ich wachsend und gesund
ins Freie sah…
Ins Dickicht meiner Lieben
sind Lücken heut geschlagen,
von allen wenige verblieben,
viele von allen fortgetragen,
manche vertrieben.
Es wächst der Raum zwischen der Fülle,
die Zeit, heißt es, nimmt ihren Lauf,
manch fester Kern vergeht zur Hülle,
Begonnenes hört wieder auf -
im Grunde: Stille.
Vielleicht wenn ich mir eine Lichtung wäre,
mein Wesen weitend, nicht umringt -
vielleicht, dass ich mich darin neu gebäre,
und meine Stimme neu erklingt,
auf meinem Weg ins Ungefähre.
Ein Schimmer
Im Morgendunst, nach schwerem Regen,
dringt aus ergrautem Schlamm, getautem Schlick
ein Schimmer Grün und zeigt auf namenlosen Wegen
sich unbefleckt dem aufgehenden Blick.
Aus tausend Samen, lang verstreut,
verworfenen Versprechen,
beginnt aus tiefem Grund erneut
ein Wunsch hervor zu brechen.
Vom ersten Sonnenhauch nur leicht berührt,
und mehr erahnt als kühn entdeckt,
zaghaft von einem Tropfen Tau erspürt,
von früher Wärme sanft geweckt
beginnt aus braun vergilbten Hüllen,
aus jedem noch so kleinen Kern,
ein lang verhalltes Wort sich zu erfüllen,
und lang Verlorenes ist nicht mehr fern.
Seid aufgewacht, ihr tausend Samen,
und was in eurer Winzigkeit geborgen
schreibt nun mit unbeirrter Macht
am Ende dieser Winternacht
in Reinschrift eure Namen
in den Morgen.
Stillleben
Bin wie ein Ton, der, kaum erklungen,
dem aufhorchenden Ohr entgeht;
bin wie ein Lied, das, kaum gesungen,
in Fetzen auseinanderweht.
Such ich der Stille zu entkommen,
die allseits drohend mich umkreist?
Stürz ich mich deshalb, blind, beklommen,
durch jede Tür, die Flucht verheißt?
Bin wie getrieben zu erdröhnen,
sobald ein Schweigen mich umspinnt,
und ahne doch, dass zwischen Tönen
ein Teil von mir auf Ruhe sinnt.
Gründet nicht all mein Drang, mein Wille,
beruht nicht meine Art und Weise
auf einem Sockel tiefster Stille?
Sind Wind und Sturm an sich nicht leise?
Bin wie ein Segel, das erschlafft,
sobald der Abendwind sich legt
und träume doch, ich sei die Kraft,
die stürmisch eine Welt bewegt.
Pst! Halte inne, um zu lauschen -
hör doch! - so deutlich wie noch nie:
aus wildem Pochen, dumpfem Rauschen…
erhebt sich meine Melodie.
Ausflug
Im Eibenbaum ein altes Nest
aus vorvergangnem Jahr:
Erinnerung, verwaister Rest
des Hoffens und Erwartens,
das darin eingeflochten war
im Winkel meines Gartens.
Aus meinem Suchen, meinem Fragen
möchte auch ich ein Nest mir knüpfen;
mich tiefem Dickicht anvertrauen,
mir eine Heimstatt darin bauen,
um einst, mit zunehmenden Tagen,
in weite Lichtung zu entschlüpfen.
Die Antwort auf Wohin?, Woher?
fällt mir so recht nicht ein.
Doch findest du mein Nest bald leer
und fragst dich, wo ich bleibe,
werd ich zu ihr entflogen sein
aus meiner alten Eibe.
Durch einander
(Wer ist es?)
Bist du es, Blüte, die sich wesenhaft
als Duft verströmt hinaus in freies Feld?
Oder bist du es, Duft, der sich ein Blütenwesen schafft
als Tor zu unsrer Welt?
Bin ich’s, der seinem Herzen Raum verleiht
durch diese Worte?
Oder bist du’s, mein Herz, das Eingang findet in die Zeit
durch mich als Pforte?
Bist du es, Mond, der in der Nacht
sich silbern in das Schattenreich ergießt?
Oder bist du es, Licht, das, nur am Mond entfacht,
sich weitend durch die Dunkelheiten fließt?
So lass uns riechen, lass uns hören, lass uns sehen,
uns durch einander ineinander gehen!
Tautropfen
Novembernachts,
wenn Vogelzüge längst verflogen,
Blättergewelk vom Wind verweht,
der Wald vom Sturme hart gebogen
oder erstarrt im Nebel steht;
wenn Fragen stumm aus wunden Augen rinnen,
Antwort in rauer Kehle stockt;
wenn Mut glaubt nie mehr zu gewinnen,
Kälte zum Einschlafen verlockt:
dann lass uns Schritte gehen, einen, zwei,
sei’s auch in richtungsloses Einerlei;
leg deinen Arm um mich, hake dich ein,
und weine einfach, wein! -
unsere Tränen werden Tautropfen
auf zarten Blüten sein.
Alle Rechte für sämtliche Texte bei Constantin Gröschel.
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Im Folgenden finden Sie unsere Partnerunternehmen und –Einrichtungen
sowie uns nahestehende Vereine und Betriebe:
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www.livingelements.de Web- und Printdesign J.Krause
www.berlinerherz.de Ambulantes Kinderhospiz, Berlin
www.drewsbestattungen.de Bestattungen und Trauerbegleitung, Berlin
www.gartentherapeuten-nord.de Netzwerk gartentherapeutischer Aktivitäten im nördlichen Teil Deutschlands
www.trauergruppe.de/finden Verzeichnis für Trauergruppen und -Cafes
www.trauerlyrik.de/trauer Verschiedenste Gedichte zu Trauererlebnissen
www.meinlebenohnedich.de Blog, auf dem Menschen ihre persönlichen Verlusterfahrungen teilen können